Eine Alternative, auch zum Golf? (2024)

Was kann der neue VW Taigo? Alltagstest mit Video-Review.

Gute Laune und die bunte Kostümpracht dürften ansteckend wirken. Wohl auch auf den VW T-Cross, denn die VW-Manager in Brasilien gewiss einmal während des Karnevals in Rio ausgeführt haben. Und der dann entschloss, sich auch zu verkleiden.

Aber nicht einfach nur mit einem neuen Schürzchen und grellem Make-up, mit dem man vielleicht in der niedersächsischen Eckkneipe (oder beim digitalen Zusammentreffen mit Freunden und Bekannten) punkten kann. Sondern so richtig. Neue Kleider mussten her, gar eine neue Identität: Geburtstag für den VW Nivus. Das Schrägheck-Crossovermodell wurde von VW in Brasilien entwickelt und schickt sich jetzt an, eine internationale Karriere zu starten.

Der VW Taigo im Video

Erinnerungen an den qualitativ gewagten VW Fox können im Keim erstickt werden. Im weltweiten Plattformverbund bringt der VW Nivus gute Anlagen mit, die er dennoch nicht zu uns trägt. Denn hier ein Europa wird aus ihm nicht nur der VW Taigo. Sondern auch ein Europäer, gebaut mit Polo und T-Cross in Spanien.

Auf Basis der MQB-A0-Blaupause, die auch Konzernmodelle wie Skoda Kamiq und Fabia und das Seat-Doppel Ibiza/Arona trägt, sorgt der VW Taigo für frische Laune im VW-Modellprogramm. Mit einer Länge von 4,27 Metern ist er nicht nur deutlich länger als der T-Cross (4,11 Meter), sondern überragt auch den „größeren“ T-Roc (4,23 Meter). Dass es den Taigo im Gegensatz zu diesem nicht mit Allradantrieb, stärkeren Motoren und als Diesel gibt, dürfte den meisten Kunden egal sein.

Autokäufern, die vielleicht über viele Jahrzehnte Golf fuhren. Und die jetzt nicht nur von der teils verschwurbelten Bedienung mit Slider und Co. geblendet sind. Kommt für sie der Taigo gerade zur rechten Zeit?

Mehr Kofferraumvolumen als im Golf

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Hinter die schräge Heckklappe passen knapp 440 Liter Gepäck, womit sein Kofferraum schluckfreudiger als der des Golf ist. Auch der T-Cross muss sich hintenanstellen, zumindest wenn die bei ihm serienmäßige verschiebbare Rücksitzbank nicht ganz vorne steht. Solche Variabilitätstricks verkneift sich der Taigo. Zurecht, denn so, wie sie ihm die hinteren Sitze hineingeschraubt haben, passt es nicht nur mit der Knie- sondern trotz abfallendem Dach auch mit der Kopffreiheit ganz gut.

Auch vorne fühlt man sich auf großen Sesseln mit weitem Verstellbereich gut untergebracht. Mehr Kompaktklasse als Kleinwagen. Die optionale Innenausstattung des Testwagens mit hellen Details auf den Sitzen sieht gut aus. Zumindest der fast weiße Kunststoff an den Türverkleidungen dürfte im Alltag aber schnell schmuddelig aussehen.

Das co*ckpit, als Teil eines Designpakets mit Dekorleiste in der Außenfarbe Visual Green aufgehübscht, serviert bekannte Konzernware. Hier entspricht der Taigo dem Facelift des Polo, unterscheidet sich also minimal (siehe Rahmen um das Infotainment) vom T-Cross.

Auch im Taigo steckt ein Infotainmentsystem mit aktueller MIB-3-Ware. Die Bedienung gelingt bei ihm (und auch beim Polo) besser als im Golf, denn die Sliderei fällt aus. Fast, denn das Bedienelement für die Klimaautomatik hat auch hier nur noch berührungsempfindliche Oberflächen.
Nach dem Motorstart fährt das „Discover Pro“ genannte Multimediasystem schnell hoch und auch die kabellose Verbindung von Apple CarPlay funktioniert nach jedem Neustart innerhalb von Sekunden. Ja, das ist dieser Tage positiv erwähnenswert.

Augen auf bei der Ausstattung

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Eine virtuelle Tastenleiste neben dem Display ist nicht jedermanns Geschmack. Verzicht schafft Abhilfe: Wer das kleinere Navipaket nimmt oder das Audiosystem mit AppConnect kombiniert, bekommt auch im VW Taigo weiterhin ein Modul mit Drehreglern.

Serienmäßig hat er gut ablesbare und in verschiedenen Layouts einstellbare Digital-Instrumente. Das Multifunktionslenkrad, ausreichend weit in Höhe und Weite einstellbar, gefällt mit klassischen Tasten anstelle von Touch-Feldern. Noch so ein Detail, mit dem sich klassische Golf-Kunden gut abgeholt fühlen können.

Beim Taigo stehen drei Benzinmotoren zur Wahl. Der Testwagen hat die Topvariante an Bord: 110 kW oder 150 PS leistet der bekannte 1.5 TSI-Vierzylinder. Er wird serienmäßig mit einem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (DSG) kombiniert.

Beim hohen Ausdrehen wird der Benziner etwas knurrig, bleibt aber ansonsten stets zurückhaltend. Im Schubbetrieb knipst er zwei von vier Zylindern aus, was Sprit sparen soll. Wird über die optionale Fahrprofilauswahl der Eco-Modus gewählt, kann der Motor beim Rollen auch vom Getriebe entkoppelt werden, schnurrt dann effizient auf Leerlaufdrehzahl. Es reicht ein minimaler Druck auf Bremse oder Gaspedal, um die Verbindung im passenden Gang wieder herzustellen. Das gelingt schnell und ohne Aufsehen.

Mäßig effizienter Benziner

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Trotzdem ist der Eco-Modus ist erste Wahl. Denn hier gibt sich das DSG beim Anfahren störrisch. Es passiert lange nichts, bevor der Taigo an der Ampel losrollt. Wer dann zu kräftig Gas gibt, riskiert auch auf nur leicht feuchter Straße schnell um Traktion ringende Vorderräder, die natürlich sofort von der Traktionskontrolle eingefangen werden. Im Normal- oder dem (überflüssigen) Sportmodus legt der VW bessere Anfahrmanieren an den Start.

Im Testalltag pendelte sich der Verbrauch bei 7,5 Litern Super je 100 Kilometern ein. Das ist ein nur durchschnittlicher Wert. Ohne Elektrifizierung, zumindest als Mildhybrid, sind hier keine besseren Werte zu erreichen. Zum Vergleich: Golf oder Seat Leon als eTSI mit 48-Volt-System sind als 150-PS-TSI einen knappen Liter genügsamer.

Der VW Polo 1.0 TSI mit 110 PS und DSG genehmigte sich im letzten Alltagstest sieben Liter je 100 Kilometer. Da zeigt, dass der stärkere Vierzylinder im höheren Taigo kaum durstiger ist, immerhin helfen hier das höhere Drehmoment von 250 Nm und die Zylinderabschaltung wohl ein wenig.

Das kostet der VW Taigo

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Ein fesches Outfit muss nicht zwangsläufig viel kosten. Denn der VW Taigo ist nicht wirklich teurer als der brave T-Cross. Das zeigt schon ein Blick auf die Basispreise: Der VW Taigo startet, nach der aktuellen Preiserhöhung (im Video werden noch die alten Preise genannt), mit 95 PS bei 19.865 Euro. Ein vergleichbarer T-Cross ist mit 20.775 Euro teurer!

In den höheren Ausstattungslinien ist mal der T-Cross, mal der Taigo vorne. Als Style mit dem 1.5 TSI-Benziner startet das Schrägheckmodell bei 31.210 Euro, der T-Cross bei bei 30.835 Euro. Er hat dann eine Zweizonen-Klimaautomatik serienmäßig, die im Taigo Aufpreis kostet. Dafür bietet nur letztgenannter (wie auch der Polo) als Style Matrix-LED-Scheinwerfer namens IQ.Light. Es darf vermutet werden, dass der T-Cross hier bei einem kommenden Facelift nachzieht.

Der Taigo-Testwagen hat sich einmal quer durch das Schlaraffenland der Optionsliste gefressen. Die einzelnen Optionen, darunter schlüsselloser Zugang und Motorstart für 375 Euro, der empfehlenswerte Travel Assist für 405 Euro, Beats-Soundsystem für 605 Euro oder 18-Zoll-Alus für 340 Euro wirken, isoliert betrachtet, nicht sehr teuer. In ihrer Gesamtheit mit vielen anderen Goodies klettert der Listenpreis des Testwagens aber auf 37.750 Euro.

Das Panorama-Glasdach hat er nicht an Bord. Weiteres Einsparpotenzial könnten die Wahl eines kleineren Infotainmentsystem (Discover Pro kostet 1.670 Euro) und die serienmäßigen 17-Zoll-Alus mitbringen. Sehr günstig wird der Taigo aber auch dann nicht.

Fazit

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Der neue VW Taigo gefällt mit gutem Format, viel Platz und erfrischendem Design. In letzter Zeit wirkte ein neuer VW selten schon auf den ersten Blick so einladend. Die Kostümierung steht der MQB-A0-Architektur gut, auch die Farbe „Visual Green“ sorgt für mehr Pep auf der Straße.

Sparsam ist der Benziner ohne Elektrifizierung leider nicht und auch die Preise des VW Taigo sind üppig. Überraschend aber: Er ist teils günstiger als der T-Cross. Damit ist er nicht nur für ihn ein ernstzunehmender Mitbewerber. Sondern auch für den kaum größeren Golf.

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Author: Kerri Lueilwitz

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